Die Geschichte von Kater Karlo

2014 tauchte Karlo das erste Mal in meinem Garten auf. Er war so scheu, dass ich mich ihm nicht nähern durfte. Er hat sich mit meinen Katzen Willy und Lina angefreundet und ich durfte auf zehn Meter Abstand an ihn heran. Es hat Wochen gedauert bis den Abstand verringern konnte, es hat Monate gedauert bis ich ihn das erste Mal vorsichtig am Kopf anfassen durfte und es hat Jahre gedauert bis ich ihn streicheln durfte.
Kater Karlo ließ sich nur sporadisch blicken. Als unkastrierter Streuner hatte er ein riesiges Revier. Trotzdem machte er einen guten Eindruck, dass ich die Vermutung und Hoffnung hatte, dass er irgendwo ein Zuhause hat.

Karlo ist ein ganz besonderer Kater...auf der einen Seite der absolute Kämpfer...auf der anderen Seite ein in sich ruhender, feinfühliger Kater, der sich mit anderen Katzen anfreundet.
Als mein geliebter Willy gestorben ist, kam Karlo vorbei, um seine Schwester Lina zu trösten. Als meine geliebte Lina gestorben ist, kam Karlo vorbei, um mich zu trösten.
Und dann war er von einem auf den anderen Tag verschwunden. Ein Jahr lang habe ich ihn nicht gesehen. Ich war sehr traurig und ein Jahr nach Linas Tod habe ich gemerkt, dass ich wieder bereit war, eine Katze in mein Leben zu lassen....ohne Katze ist alles doof.

An einem verregneten Samstag saß ich in der Küche und schaute mir Katzenfotos aus dem Tierschutz an bis mein Blick an einem roten Kater hängen blieb - ich wollte doch schon immer mal einen Roten. Aber dann dachte ich mir, dass sich für jungen, hübschen Kater schnell jemand findet. Mache das Handy aus, schaue hoch - wer sitzt am Küchenfenster? Kater Karlo
Der Wahnsinn. Ein Jahr verschwunden, ich bin endlich bereit wieder eine Katze aufzunehmen und plötzlich sitzt er da - mitten ins Herz, Freudentränen im Gesicht.
Er muss einen Unfall gehabt haben und in der Klinik gewesen sein. Kopf-u. Augenverletzung und HURRA die Eier waren endlich ab.
Durch die Kastration ist er endlich zur Ruhe gekommen und hat sich mich als neues Frauchen und Zuhause ausgesucht.

Ab diesen Tag kam Karlo täglich vorbei, sonnte sich im Garten, ließ sich vermehrt streicheln und hielt sich in der Nähe des Hauses auf. Er hat nach und nach gelernt, sich wie eine "normale" Hauskatze zu verhalten. Ja, er musste lernen wie man schnurrt, wie man um Futter bettelt, wie man um Beine streicht. Er musste lernen, dass man mit Hunden auskommen kann ohne sie zu verprügeln, dass man in geschlossenen Räumen keine Panik haben braucht, dass man vor Menschen keine Angst haben braucht (zumindest, wenn sie in meinem Haus zu Gast sind) und dass es im Winter gemütlicher ist, im Haus zu liegen als draußen in der Kälte.

Inzwischen sind viele Jahre vergangen. Ich bin sehr glücklich und dankbar, Kater Karlo an meiner Seite zu haben. Er hat mir deutlich gezeigt, wieviel man mit Geduld, Liebe und Vertrauen erreichen kann. Und das Leben im Hier und Jetzt zu genießen.
Seit Oktober 2025 ist mein großer Schatz verschwunden und ich vermisse ihn unendlich. An einem Freitag Morgen habe ich ihn rausgelassen und seitdem ist er wie vom Erdboden verschluckt. Ich habe ihn wochenlang überall gesucht - jeden Stein umgedreht, unter jedes Gebüsch geschaut, mit jedem Nachbarn gesprochen, ihn auf Facebook, Instagram und Whatsapp geteilt. Nichts! Ich gebe die Hoffnung nicht auf, obwohl ich leider davon ausgehen muss, dass er nicht mehr lebt.
Kater Karlo erinnert mich an die Grinsekatze von Alice im Wunderland. Er erscheint und er verschwindet wieder. Egal in welcher Form wir uns wiedersehen - ich danke dir aus tiefsten Herzen für alles, was ich von dir lernen durfte und die wunderschönen gemeinsamen Jahre.